Es ist mir bei unseren Staffelflügen immer wieder mal begegnet, daß ein "kurzes" Briefing angekündigt wird, um schnell in den Flieger zu kommen, z.B. weil der Flug lang werden wird, und Zeit eingespart werden soll.
Jetzt bin ich ein Freund von kurzen Briefings, solange sie vollständig sind. Es ist nun so, daß die kurzen Briefings oft zwar kurz, aber eben auch unvollständig sind.
An dieser Stelle gleich ein Disclaimer: Es geht mir nicht darum, Missionsersteller auf ein ausführliches und vollständiges Briefing zu verpflichten. Es ist bekanntermaßen furchtbar viel Arbeit, Briefing-Dokumente samt Handout zu erstellen. Es soll auf jedem Fall jedem Missionsbauer selber überlassen sein, wie viel Arbeitszeit er darauf aufwenden kann und mag, und ob und welche Dokumente er vorab bereitstellt.
Also zurück zum Thema - unvollständige Briefings sind also nicht an sich was schlimmes - aber ich ich vermute einen Trugschluss bzw. ein Missverständnis dahinter.
Meine These ist die folgende:
Die Zeit, die in einem unvollständigen Briefing eingespart wird, rächt sich in Form von vermehrten Rückfragen und Unklarheiten als zusätzlicher Zeitverbrauch im 2D Screen. Piloten, die Ihre Unterlagen im Rahmen des Briefing vorbereitet hätten (mitgeschrieben, ausgedruckt, aufs Tablet geladen whatever) , machen dies nun während der "2D-Zeit". Dies mit dem Resultat, daß sich die effektive "Step-Time" weiter nach hinten verschiebt.
Ich meine, es gibt auf der anderen Seite sogar viele gute Gründe, ein Briefing bewusst unvollständig zu halten, zB.: wenn man den Piloten absichtlich die ein oder andere Planungsaufgabe geben möchte (dann aber kostet dies immer Zeit, die man sauber in den Flugabend einplanen muss).
Oder wenn man den Piloten eine Überraschung bereiten möchte (Alarm, Alarm!) schnell und unvorbereitet fünf Minuten nach dem ersten "Hallo" im TeamSpeak ins Cockpit scheuchen will. Das kann natürlich auch mal reizvoll sein, ist aber nicht unser übliches Format.
Also, hier meine These, die ich diskutieren möchte, nochmals: Briefings so kurz halten wie möglich, aber keinesfalls kürzer, denn unvollständige Briefings kosten erheblich Zeit.
Zum Abschluss ein paar Überlegungen, wie mich das als Lead so typischerweise betrifft:
Im Normalfall will ich, insbesondere wenn ich als Lead fliege, bestimmte Dinge selber wissen und meinen Wingies gebrieft wissen bevor ich ins 3D einsteige. Gebrieft entweder durch mich als Lead, alternativ gerne durch den Missionsbauer, den MC oder sonstwen. Hauptsache, alle wissen VORAB bescheid.
Z.B. Rollenverteilung (A/A, /AG, MC, Leads), wo starten wir, wo landen wir, Bullseye, alle relevanten Numbers (Freqs, Channels, Codes), die Beladung und daraus resultierende Flugparameter, der Gameplan, die Tactics, Sorting etc etc um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Aus den Briefingunterlagen, wenn es welche gibt, hole ich mir diese Informationen bereits vorab, am Vortag, am Nachmittag, und natürlich während des Briefings in Skype selbst. Wenn nichts anderes zur Verfügung steht schaue ich vorab gerne auch in die die .ini, wenn es eine im Flugplan zum Download gibt, auch darin erkenne ich schonmal die Airbase, auf der wir starten, und kann mir den Rest (Charts) dazu schonmal ansehen und bereitlegen.
Wenn von den notwendigen Informationen welche im Skype-Briefing gegeben werden, nehme ich die natürlich auch auf. Wenn die 2D-Phase beginnt hole ich den Rest nach. Ich hole mir dann aus BMS und WDP all die Informationen die mir noch fehlen. Wie lange ich dafür brauche, hängt davon ab, wie vollständig das Briefing war, und wie viele Informationen ich mir noch ziehen muss.
Also, vorsicht Langeweile, noch einmal meine These - ich brauche erheblich mehr Zeit für meine eigene Flugvorbereitung, wenn ich ein unvollständiges Briefing erhalten habe. Zeit lässt sich damit also keine einsparen.