Was mich an unserem Hobby, der Aviatik und speziell der Militäraviatik so fasziniert und auch in unserer Gruppe immer wieder sehr ausgeprägt gelebt wird: nach einem Einsatz wie diesem können wir nicht einfach "nach Hause" gehen und wie gehabt weitermachen. Es kommt immer das Bedürfnis auf, das Erlebte zu analysieren, die Lehren daraus zu ziehen und im Team zu diskutieren.
Als MC war ich gestern für die Taktik zuständig und habe schlecht performed. Falls das zu Frust im Cockpit geführt hat, kann ich das verstehen und kann nur sagen, dass es keine Absicht war. Entsprechend war ich nicht zufrieden mit meiner Leistung und habe intensiv nach meinen Fehlern gesucht. Die detaillierte Analyse von Cuca hat mir sehr geholfen und ich möchte meine Erkenntnisse hier kundtun. Übrigens habe ich beim Durchlesen von Cucas Bericht gemerkt, wie viel Kommunikation ich in der heissen Phase schlicht nicht gehört habe und das ganze Unheil seinen Lauf nahm.
Hauptfehler: Die 7Ps nicht beachtet!
Proper Planning and Preparation Prevents Piss Poor Performance!
Während der Briefing-Phase wurde mir einfach nicht klar, auf was die Mission abzielt.
- Ein einfacher Überflug von A nach B? Zu einfach.
- Eskorte der 12 Rookies? Die machten ja sowieso, was sie wollten und wir konnten sie selbst bei grosser Bedrohung nicht beeinflussen.
- Wie lange dauert's, bis der MC die Übung abbricht? Wäre eine Möglichkeit. Quasi der ewige Zwist zwischen Safety first und Mission first.
Zu meiner Verwirrung kamen noch etliche Widersprüche hinzu.
- Landung auf einer "friendly" Airbase obwohl sie mitten in 2 SA-10 Zonen liegt und von Mig-29 angegriffen werden könnte?
- Medium Risk obwohl wir nur für self-defense Schusserlaubnis hatten?
- Anflug auf einen Flugplatz ohne ILS obwohl das Wetter miserabel war (Vorhersage overcast 0ft!)?
- Landung von total 21 Flugzeugen obwohl die KI ATC gemäss Intel nichts taugt?
Ich gebe es zu, das war eine schwierige Aufgabe für mich als MC. Und vermutlich, weil ich nicht einfach aufgeben wollte, habe ich mir eine Taktik ausgedacht, die im Nachhinein betrachtet, trotz Hinweisen von erfahrenen Piloten, nicht fertig geplant und vorbereitet war.
Fehler 1 / Murphy 1
Von den 12 Rookies konnten wir nur ein 4er Package finden und die zogen ohne zu murren Richtung Tivat, als gebe es keine Bedrohung, weder vom Boden, noch aus der Luft. Derart fokussiert auf die 4 Unbeirrten habe ich mich kein einziges Mal bei AWACS nach der Luftlage erkundigt und weil mein RWR die ganze Zeit still war, fühlte ich mich sicher. (Also doch ein einfacher Flug von A nach B!)
Fehler 2 / Murphy 2
Kurz vor Tivat konnte ich ein Loch in der Wolkendecke ausmachen und hektisch sank ich mit meinen 2 Flügelmännern unter die Wolken. Immer noch von einem einfachen Flug ausgehend wechselten wir auf UHF 7, was ein fataler Fehler war.
In der Bucht vor Tivat herumkurvend, waren wir natürlich von den umliegenden Bergen geschützt gegenüber SA-10 und Mig-29 Radar. Erst kurz vor dem Überflug der Küste, meldete sich mein RWR und signalisierte eine Mig-29, wonach ich umgehend defensiv drehte.
Murphy 3
Ohne SA über die anderen 2 Flights, drehten wir knapp über der Wasseroberfläche hot und wieder cold, je nachdem ob die Mig-29 uns anstrahlen konnte oder sich wieder hinter den Bergen versteckte. In diesem Gewusel bemerkte ich plötzlich gähnende Stille auf VHF und nachdem ich zwei brennende Kerosinflecken auf dem Meer ausmachte, wusste ich, was mit meinen Flügelmännern geschehen war.
Fehler 4
Meinem Plan folgend entschied ich mich, die Luftbedrohung zu bekämpfen, was aber eigentlich nicht der ROE hinsichtlich self-defense entsprach. Ich hatte im Briefing selbst den Risk level auf low geändert und mich jetzt komplett gegenteilig verhalten. Vermutlich wollte ich einfach in Anbetracht der drohenden Niederlage und des Funkdurcheinanders mit letztem Effort die anderen beschützen, damit wenigstens sie in Tivat landen konnten. In dieser Phase sagte ich mir innerlich: "Na ja, die Mission wurde ja eigentlich von Nik als Medium Risk deklariert, dann nehme ich jetzt dieses Risiko!".
DragonFighter-Glück 1
Trotz der Funkseparation der Flights und der miserablen Absprache unter den Flügen, hatte ich eine sehr gute SA über die gegnerischen Gruppen, konnte das aber leider niemandem richtig mitteilen. Das war dem Umstand geschuldet, dass ich mittlerweile wieder auf UHF 6 war und nun mit AWACS in regem Kontakt war.
Mein vermutlich einziger positiver Punkt von gestern war, dass ich das Zeitfenster für die Landung richtig erkannt hatte und wusste, dass beide Mig-29 Gruppen beschädigt oder low on fuel konstant cold waren.
Fazit und knallharte Bilanz
Als MC muss man sich genügend Zeit nehmen, um eine saubere Planung zu machen und im Flug muss dieser Plan konsequent umgesetzt werden. Neu für mich war die Situation, auf einer Base zu landen, währenddem man vom Gegner angegriffen wird. Die einzige sinnvolle Lösung dabei ist, dass man zuerst die Gegner wegräumt und erst dann die Frequenz wechselt und landet.
Wir haben 4 Flugzeuge OHNE direkte Feindeinwirkung verloren!
Gruss
Pitbull