Jetzt fliegen wir ja schon eine ganze Weile und tausende von Flugstunden miteinander.
Ich mache hier mal eine neue Rubrik auf. Hier kann man längst vergessene
interessante Debriefings an die Oberfläche bringen welche sich über die Jahre angesammelt haben
und welche in der Kurzlebigkeit des Forums abgetaucht sind. Wer Lust hat kann das Forum nach
vergangenen Geschichten durchforsten und diese hier einstellen. Was haben wir nicht schon alles erlebt....
Anlass dieser Rubrik war wie immer ein Zufall. Bei Durchsicht der Pilotenakten ist mir ein Ribbon in Rabbits Akte ins Auge gefallen (farblich ein Desaster) den nur er als Initiator der Operation alleine hat.
Anscheinend ist die damalige Operation "Rage of Thanatos" so schlecht gelaufen, dass die beteiligten Piloten keinen Ribbon verdient hatten.
Neugierig geworden forschte ich etwas nach und fand ein Debriefing was anscheinend exemplarisch für die gesamte Operation stand.
Entschuldigend muss man hinzu fügen, dass zu der Zeit BMS anscheinend mit technischen Problemen kämpfte.
Der Bericht ist aus dem November 2013
DEBRIEFING
Die hübsche Sekretärin des
Admirals winkte mich im Vorzimmer gleich mit einem wissenden Blick durch.
Bei meinem Eintreten saß Admiral Josph Burns III, Commander NATO Sektion Mittelmeer auf einer Ecke seines mit
Akten überhäuften Schreibtischs und beendete soeben ein Telefongespräch.
"Bumi, komm rein"
empfing er mich jovial.
Seine Rechte fuhr gewohnheitsmäßig in Richtung der dicken Holzschatulle in der ich die guten
Kubanischen wusste, stockte dann aber und stattdessen bekam ich nur einen
warmen Händedruck. Siegeszigarren gab es halt nur bei erfolgreichen Missionen,
was man zugegebenermaßen von der soeben Absolvierten nicht gerade behaupten konnte.
"Gute Neuigkeiten, Viper ist wohl auf. Der Rettungshubschrauber konnte ihn aufnehmen, nachdem sich
dieser verflixte dichte Frühnebel endlich aufgelöst hatte.
Das Wetter war aber anscheinend nicht das einzige Problem was ihr hattet, richtig? Was zur Hölle
ist da oben schief gelaufen?"
"Im Grunde gab es viele
kleine Probleme die zum Scheitern der Mission führten. Der Teufel steckt halt
im Detail..." begann ich zaghaft.
"Scheiße" entfuhr es dem Admiral "So was kann ich schlecht dem Ausschuss verkaufen. Klingt
unprofessionell. Gab´s keine unerwartete feindliche Übermacht oder so... Ach
erzähl schon. Was ist alles in die Hose gegangen?"
Während er redete hatte er mir einen Brandy eingeschenkt,
vermutlich um meine Zunge zu lockern. Wir setzten uns in eine Ecke seines
Büros. Er nahm den großen Ohrensessel, für mich blieb ein Mobiliar welches
stark an eine Psychiatercouch erinnerte. Fast war ich versucht mich darauf
auszustrecken um Burns meine Unzulänglichkeit anzuvertrauen.
"Also" startete ich meinen Bericht "es fing damit an, dass der Verbindungsoffizier F/O Rabbit
für diese Mission, der übrigens eine exzellente Vorbereitungsarbeit geleistet
hat, wegen technischen Schwierigkeiten nicht selber an der Mission teilnehmen konnte.
So briefte ich anstatt seiner das Package ein. Wir waren vier F-16 Flights.
Plasma2, geführt von Rampage, Wingman war Bikeman
Dart5, Lead Viper, Wing Nik
Blade7, Leader Apollon, ein Pilot von der 49th, sein Wingman war Reno
und Voodoo4 mit mir als Lead und Pitbull an meiner Seite.
Unsere Ziele waren die Lufthoheit an den eigentlichen Grenzen zu Griechenland zu behaupten,
zwei strategische Brücken zu zerstören und das griechische Atomkraftwerk Helena vom Netz zu nehmen.
Die Brücken und das Kraftwerk waren mit SA-3, SA-2 und einer SA-6 geschützt und natürlich galt es die
Luftabwehr für den Angriff nieder zu halten.
Die Probleme begannen bereits am Boden.
Zum Taxi herrschte Rush-houre in Brindisi. Der Weg zur 01 war ganz schön lang und so machte ich mich mit Pitbull sehr zeitig auf den Weg. Die anderen
Flights kamen nicht so schnell vom APRON und dann blockierte plötzlich eine Horde A-10 und wer weiß was noch die
Zufahrtswege. Schätze, da hatte einer sein Triebwerk abgewürgt. Jedenfalls führte dies zu einem Delay des Packages um rund 8 Minuten die wir später los kamen.
Als wir das Zielgebiet
erreichten ging auch gleich die Action los.
Feindliche Mirage bildeten das Empfangskomitee.
Pitbull und ich waren die Ersten in der Frontlinie. Die Mirage gingen allerdings in den Beam und wir
konnten zeitnah keine gute Aufschaltung herstellen.
Wir drehten Defensiv und der Blade7 Flight nahm sich den Mirage erfolgreich an.
Dart5 begann mit der Bekämpfung der SA-2 und der SA-6.
Hier gab es weitere Komplikationen. Das Fan Song B Radar der SA-2 Stellung war in einem Gebäude untergebracht. Das Ausschalten mit der Harm war
nicht möglich. Zudem hatte Viper Ladehemmungen und konnte seine Hams nicht rausschicken.
Als es ihm scheinbar doch gelang, statt der Harm dann aber eine Sidewinder vom Flügel ging, stellte er fest, das sich die AA Taste auf dem ICP verklemmt hatte und er deswegen immer aus dem AG Modus gekickt wurde.
War es die Ablenkung durch die technischen Probleme oder eine Verlagerung der SA-6 Stellung. Jedenfalls wurde Viper in
Folge von einer SA-6 getroffen und musste seine Maschine aufgeben. Naja, damit ersparte er sich zumindest den Bericht für die maintanance bezüglich des klemmenden Tasters am ICP." feixte ich.
Die letzte Bemerkung entlockte dem Admiral nicht mal ein müdes Lächeln und so beeilte ich mich in meinem Bericht vorzufahren.
"Durch Vipes Abschuss ergab sich für den Plasma2 Lead Rampage die Gelegenheit die Gainful Stellung zu
lokalisieren (quasi eine ungewollte Wild und Weasel Taktik) und in Folge erfolgreich zu bekämpfen.
Somit war der Weg zumindest teilweise für die Bodenziele frei.
Pitbull startete seinen Anflug auf die zugewiesene Brücke. Zu diesem Zeitpunkt änderte sich die Wetterlage
schlagartig. Mittlerweile war Sonnenaufgang und die Sichtweite durch den immer dichter werdenden Bodennebel nahm rapide ab.
Da allem Anschein Zielkoordinaten und tatsächliches Ziel Radartechnisch nicht zusammenpassen wollten entschied sich Pitbull für einen CCIP Angriff.
Im Anflug ging die Sicht allerdings unter 1000 Fuß zurück. Er warf seine Bomben die aber leider das Ziel verfehlten.
Wir flogen das Kraftwerk an.
Hier die nächste Überraschung. Die vorab programmierten Zielkoordinaten für meine JDAMs waren formatiert. Ein erneutes Laden meiner Datacartridge brachte keinen Erfolg. Ich schwor mir in Zukunft die Koordinaten wieder wie früher zusätzlich zu notieren.
Pitbull konnte mit zwar rudimentäre Koordinaten des Kraftwerkkomplexes via Datalink übermitteln, aber es war nicht auszudenken, wenn ich aus Versehen den Atom Reaktor treffen würde. Ich entschloss mich trotz der Wetterlage es mit einem CCIP Angriff zu versuchen.
Die Sicht war gleich null und ich versuchte mich mittels Höhnradar in das Balkangebirge runter zu tasten.
Schemenhaft sah ich Leuchtspurmunition in meine Richtung tracen.
Plötzlich schälte sich direkt voraus eine Felswand aus dem dichten Dunst. Mit letzter Not gelang es mir eine Kollision zu vermeiden.
Laut Wegpunkt musste ich das Kraftwerk jeden Moment erreichen.
Fünfzig Meter neben mir sah ich plötzlich die zwei rot weiß geringelten Schornsteine.
Mist, die Sicht ließ mir ein Zielzeitfenster von vielleicht zwei Sekunden.
Ich startet einen neuen Anflug in dem ich ständig auf der Hut sein musste nirgendwo gegen zu fliegen.
Als ich das zweite Mal den Meiler passierte löste ich die Bomben auf die Transformer Station aus. Ein schneller Blick zurück; keine Explosion.
Mist, ich hatte ja meine Data Card refreshed und das Arming- delay der Bomben danach nicht mehr angepasst.
Heute lief aber alles schief.
Auch die zweite Brücke welche
dem Plasma Flight als Ziel zugedacht war konnte nicht vernichtet werden. Die Harms waren für die SA-6 drauf gegangen. Die Brücke war nach wie vor unter dem Schutzschirm der SA-3.
So vereinigte sich das
Package am Pushoint und schlug unverrichteter Dinge den Heimkurs ein.
Wenig später wunderte mich dann auch nicht mehr, dass plötzlich meine Nav Daten um rund 60 Meilen
verschoben waren. Was konnte sonst noch schief gehen...
Hoffentlich funktionierte das TACAN im Anflug...
Ich übergab die Führung des Packages an Pitbull.
Wir erreichten den Einflugbereich von Brindisi und jetzt galt es noch einmal Konzentration
aufzuwenden. Von Sicht war nicht zu reden und die Fights gingen in das ausgewiesene Holding der Base um sich zum ILS Approach zu staffeln.
Die Höhenstaffelung im Pattern wurde von allen Piloten gut umgesetzt.
Die Landung erfolgte unterhalb der Minima Bedingungen (290 Fuß) bei ca. 150 Fuß Höhe über Grund.
Trotzdem schafften es alle Piloten sicher gen Erde.
Rampage und Bikeman waren die Glückspilze der Landung. Als sie als Letzte in den Endanflug schwenkten riss der Nebel auf.
Fazit
4 abgeschossene feindliche Mirage, eine zerstörte SA-6 Stellung
Verlust einer F-16"
"Hm, dumm gelaufen"
merkte Burns an.
"Dumm gelaufen"
bestätigte ich...