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Träume haben oft die Eigenart, dass man vorher aufwacht und sich das
Ende ganz anders zeigt, als man sich es wünscht und man nicht mehr in
den Traum zurückfindet. Mit meinem Traum, einmal bis ans Ende
der Welt zu fahren, hat es sich ganz anders verhalten, er ging nach
mehrfachen Anläufen dieses Jahr endlich in Erfüllung und war noch
schöner, als ich ihn mir je hätte ausdenken können. Die Eindrücke waren
so vielfältig, dass ich gar nicht weiß, wo ich beginnen soll. Aber jetzt von
Anfang an oder anders ausgedrückt, ich beginne mittendrin, denn die
Fahrt durch Deutschland brauche ich nicht extra erwähnen, weil sie zu
jeder meiner Reisen gehört und ich sie in meinen anderen Reiseberichten
schon beschrieben habe. Die ebenfalls tollen Erlebnisse müssen aber
hinten anstehen, weil sie mit denen meines Traumes nicht konkurrieren
können und auch nicht sollen.
Die erste Etappe begann mit dem Überfahren der Französischen Grenze und
das nach kurzer Fahrt über einige Landstraßen mit der ersten Auffahrt
auf die Autobahn. Die 400 km brauche ich nicht zu beschreiben, außer,
dass sie bei bestem Wetter erfolgten und die Landschaft links und rechts
schön war. Die unvermeidlichen Mautstationen beschreibe ich zu einem
späterem Zeitpunkt, weil sie eine teils skurrile Rolle spielten.
Trotzdem sehnte ich das Verlassen herbei, aber das Navi, auf das ich viel
zu oft blickte, belehrte mich eines Besseren und sagte mir ganz
unverblümt, da musst du dich noch etwas gedulden. Aber irgendwann war es
dann soweit und ich konnte endlich wieder die eigentliche Bestimmung
meiner Reise genießen, nämlich nicht stur geradeaus zu fahren, sondern
sich in die Kurven zu legen und die Beschleunigung zwischen den Kurven zu
"erfahren".
irgendwo in Frankreich und nicht auf der Autobahn
Die erste Etappe ist mit ca. 570 km (9h) eindeutig zu lang geraten, aber
irgendwie schlich sich das Gefühl ein, meinem Traum möglichst schnell
näher kommen zu wollen. Da waren aber noch die Cevennen und die
Pyrenäen davor und dort lagen zwei weiterer Orte, die zu meinem Traum
gehörten, nämlich der "Gorges du Tarn", durch den ich vor langer Zeit
mal gefahren bin und kaum noch eine Erinnerung daran hatte und der
Canyon im Ordesa National Park bei Torla.
Nach den langen Kilometern der ersten Etappe (Samstag), habe ich die Rechnung ohne
die Wochenendreisefreudigkeit der Franzosen gemacht. Alle Hotels
auf dem Weg nach und in Villeneuve-sous-Pymont hatten kein Zimmer, nicht
einmal ein Notbett für mich. Das war das erste Mal, dass ich wirklich
Sorge hatte, die Nacht in irgendeinem Mc Donaldsladen zu verbringen,
weil es mittlerweile schon nach
19 Uhr war.
Selbst ein Anruf im 20 km entfernten Ibis Hotel von dieser nicht ganz kleinen Stadt gab
einen negativen Bescheid. Was blieb übrig, Motorrad wieder gestartet,
rauf auf die Bahn und ca. 60 km weiter zur nächsten Raststätte und dort
ein Zimmer bekommen. Für dieses Zimmer hätte ich jeden Preis bezahlt, so
waren es nur 60 € im Ibis Budget Hotel, das den Charme einer Duschkabine
hatte. Alles sehr funktionell, "all plastic" aber wie gesagt, mir war
alles recht.
Am nächsten Morgen ging es weiter über Landstraßen in Richtung Grenoble,
um dann auf dem Weg zur Schlucht "Gorges du Tarn" in Valence einen
Zwischenstopp einzulegen. Die Stadt im Rhone Tal ist unspektakulär, hat
aber in der auf dem Hügel liegenden Altstadt schon den südlichen Flair,
die angenehme Temperatur trug auch dazu bei. Die Menschen waren fröhlich
und das Leben spielte sich in den vielen Straßencafés ab. Dann gleich
noch die gute Tat vollbracht und einer englischen Motorradgruppe, die in
der Altstadt umherirrte und eine Unterkunft suchte, mein Hotel empfohlen,
was sie dankend annahmen. Am nächsten Tag lag der Gorges du Tarn auf dem
Weg, aber der Eingang zur Schlucht war gar nicht so leicht zu finden,
das Navi wollte auch nach mehrmaliger Neueingabe ums Verrecken nicht den
Weg durch die Schlucht preisgeben. So habe ich die gute alte Landkarte
bemüht und letztendlich eine Autofahrerin gefragt, die gerade für eine
Fotopause Halt gemacht hatte. Motorradfahrer waren nur vereinzelt zu
sehen und sie fuhren in alle möglichen Richtungen, so dass ich daraus
auch keine Richtung ableiten konnte. Das Dumme war auch noch,
Hinweisschilder waren plötzlich nicht mehr zu finden oder ich habe sie
einfach übersehen. Dann lag sie vor mir, die wunderschön angelegte Straße
durch die immer enger werdende Schlucht. Die obligaten Fotos mussten
natürlich unbedingt gemacht werden.
Gorges du Tarn
auf diesen Moment musste ich wirklich nicht warten, die Straße hatte ich
für mich alleine
ein wenig Stolz ist auch dabei
Nach der Schlucht in Le Rozier habe
ich dann eine ganz tolle Unterkunft gefunden und gleich einen Tag Pause
eingeplant, um auch die Umgebung um den Gorges du Tarn zu erkunden.
das kleine aber feine d'hotes "Roubag" in Le Rouzier
Diese touristischen Highlights haben oft die Eigenart, dass man nur sie
anschaut und das drum herum vernachlässigt. Hätte ich das auch getan,
dann wäre meinem Auge dieser Ausblick und einsame Straßen verborgen
geblieben. Auf diesem Rundkurs, der dann die nochmalige Durchfahrt der
Schlucht als krönenden Abschluss hatte, ließ einmal ganz kurz etwas
Sorge auftreten, weil ich über 35 km schmale Landstraße fuhr, an der keine
Behausung und keine Menschenseele zu sehen war. Ein Blick aufs Handy
ergab die nächste kleine Sorge, kein Empfang, wenn du jetzt eine Panne
hast. Die Sorgen wurden aber dann von diesem Ausblick schnell wieder
verdrängt.
eines der vielen kleinen Dörfer in einer wild romantischen Gegend
Löschflugzeuge in Formation und auf diesem Sträßchen war ich sehr lang
alleine unterwegs
hier musste ich unbedingt anhalten um diesen atemberaubenden Ausblick zu
konservieren
Nach dieser wohltuenden Pause in Le Rouzier ging es nun in Richtung Pyrenäen, wobei
mein Navi da etwas zur Übertreibung geneigt hat, mit der Kategorie der
Landstraßen. Sie lagen wunderschön, aber die am Horizont zu sehenden
Pyrenäen wollten einfach nicht näher kommen, denn es ging auf sehr
einsamen kleinsten Straßen hin und her. Die Durchschnittsgeschwindigkeit
sank immer mehr, weil teilweise Ackerschlepper oder andere Landmaschinen
ein Überholen unmöglich machten, bzw. viel zu gefährlich gewesen wäre.
Irgendwann kam aber der imposante Gebirgszug nicht nur optisch näher,
denn die letzten Kilometer führten wieder über eine normale Landstraße.
in Frankreich "schneit" es über Nacht oft knöcheltiefen Rollsplitt. Im
Hintergrund die Pyrenäen
In Bagneres de Bigorre am Fuße des Tourmalet war nach einer wieder zu
langen Etappe der letzte Halt vor den Pyrenäen angesagt. Über die Stadt
gibt es nichts zu berichten, war sie nur als Schlafplatz ausgesucht
worden. Doch eines, die Preise der französischen Hotels sind insgesamt an
der Obergrenze, bzw. zu teuer. Aber die Erfüllung eines Traumes gibt es
halt nicht umsonst. Zu allem Überfluss begann es in der Nacht zu regnen
und sollte den ganzen Tag über andauern. Jetzt kommt der Fluch oder auch
Segen der modernen Technik voll zum Einsatz. Fast sklavisch schaute ich
auf das Regenradar, das nichts Gutes verhieß. Egal, Regenpause gibt es
nicht, zumal ich den Tourmalet schon kannte. Also Regenkleidung an und
rein in den Sattel. Petrus meinte es gut mit mir und kurz vorm Pass
trocknete die Straße immer mehr ab. Auf der Passhöhe schien dann sogar
die Sonne und gab einen wunderschönen Blick auf die Umgebung frei.
Begrüßungskomitee am Tourmalet
das markante Tour de France Denkmal
Die
Abfahrt konnte ich dann ohne Regenkleidung unter die Räder nehmen und
auf der nun ganz abgetrockneten Straße machte es sogar Spaß, obwohl Pass
Abfahrten bei mir mehr zum notwendigen Übel gehören, ähnlich wie
Autobahnfahrten, sie müssen dann und wann einfach sein.
Am Col de Soulor musste das Regenzeug wieder herhalten und wie. Die
Fahrt über die sehr ausgesetzte und schmale Passstraße zum
Col d'Aubisque
die auf 25 km/h begrenzt war, hatte es in sich. Es fielen Tropfen groß
wie junge Hunde, die sich am Helm wie der Einschlag von Hagelkörnern
anhörten. Ab und zu konnte man durch die Wolkenfetzen ins Tal schauen
und der Anblick war schaurig schön. Allzu lang durfte man aber den
Blick von der Straße nicht abwenden, waren doch erhebliche Brüche und
Absätze im Straßenbelag. 25 km/h sind mit dem Motorrad nicht
einzuhalten, so wurden es, um nicht ins Tal zu kippen, dann doch etwas öfter so
>40 km/h, schäm.
kurze Pause zwischen den heftigen Regenschauern
Die Passhöhe lud zu keiner Pause ein, war doch die Temperatur
mittlerweile auf 6° C gesunken und das in der Nähe zu Spanien.
Irgendwie sollte das nicht zusammen passen.
Hinter der spanischen Grenze weitete sich das Tal und auch die Straße
wurde breit wie eine Schnellstraße. Das kleine Dörfchen am Stausee sah
wie eines auf einer Spielzeugeisenbahn aus, ich glaube, hier hat die
Firma Faller sich für ihre Spielzeuglandschaft Anregungen geholt oder
hat es am Ende die Firma gebaut?
das Spielzeugdorf
Nach nicht allzu langer Zeit ging es links ab, in Richtung Torla. Die
Straße war "nägelnew", tiefschwarz mit strahlendweißen Markierungen und
traumhaften Kurven. Ich sage jetzt einfach, die wurde extra zu meiner
Begrüßung neu gemacht. Die Kuh flog leichtfüßig wie eine Gazelle über
die Straße und durch die Kurven, obwohl sie noch wie ein Elefant beladen
war. Hatte natürlich wieder einmal viel zu viel Gepäck mit. Ob ich
diesen jährlich wiederkehrenden Fehler jemals beseitigen kann, man weiß
es nicht.
Am Hotel Edelweiß, das ich mir schon vorher ausgesucht habe, bin ich
natürlich erst einmal vorbei gefahren, weil ich nur Augen für die
Umgebung hatte. Das Hotel ist absolut empfehlenswert und die
Freundlichkeit ist einfach toll. Man spricht englisch und der Hotelwirt
sogar perfekt Deutsch, was nach der Frankreichtour sehr wohltuend war.
Gut, man könnte sagen, wer in Frankreich fährt soll gefälligst die
Landessprache lernen, aber ein wenig mehr Internationalität hätte ich mir dort
schon gewünscht.
Blick aus dem Hotelfenster
der Wachhund für die Motorräder, der so lieb war, dass er sie jedem
überlassen hätte
Jetzt bekam aber mein Traum einen richtigen Dämpfer. Dass ich nicht
legal mit dem Motorrad auf die gegenüberliegende Seite des Canyons kam,
war mir vorher klar, illegal war übrigens auch ausgeschlossen, weil
durch eine Schranke gesichert und aus gutem Grund durch "Parkranger"
kameraübewacht. Es gab in der Vergangenheit nämlich immer wieder Menschen, für
die diese Sperrung nicht galt. Ich bewerte das gar nicht, aber sie waren
es, die jetzt das restriktive Vorgehen verursachten. Der Wirt sagt mir,
dass dort kein Durchkommen ist und eine weitere Folge, die ehemals
mögliche Fahrt mit einem geländegängigen Art Taxi, wurde ebenfalls
eingestellt. Man möchte in diesem Nationalpark nur Wanderer haben. Die
Alternative war jetzt, ca. 9 Stunden Gehzeit auf sich zu nehmen oder einen 2 1/2 stündigen Art Klettersteig zu wählen und dann 5
Stunden gemächlich entlang der Canyonkante zu wandern. Habe eine eigene
Variante gewählt und bin den Klettersteig auf gleichem Weg wieder
abgestiegen. Man hat mich davor gewarnt, aber als Kind der Berge und im
Hochgebirge aufgewachsen, wusste ich schon, dass ich dieses Risiko
eingehen konnte. Am Ende war ich fix und fertig, weil der Aufstieg sehr
sehr steil und rutschig war. Ging zum Beginn im Wald über Wurzelwerk und
später über losen Schotter.
dieses Bild wollte ich ursprünglich nicht zeigen,
denn man sieht meine Erschöpfung allzu deutlich
entfernt
Egal, dieser Ausblick entschädigt für alles, auch wenn kurz vor meiner
Ankunft sich die Berge in Wolken hüllten und ich die falsche Einstellung
an der Kamera wählte. Auch die Luftfeuchtigkeit war sehr
hoch und die diesige Sicht trübte etwas den Eindruck. Deshalb scheue ich
mich nicht ein Bild auszuleihen, um euch besser zeigen zu können, dass
dieser zwar deutlich kleinerer Canyon, dem Grand Canyon in nichts
nachsteht. Alle die ich gesprochen habe und beide schon sahen, sagten
unisono, dieser ist der schönere.
Zwei Tage in dieser Gegend sind zu wenig, aber es wartete ja noch ein
ganz anderes Ziel, besser gesagt mein Haupttraum und da jetzt die beiden
Vorträume schon so schön waren, war ich sehr gespannt, ob es tatsächlich
eine Steigerung geben kann. Nach dem Canyon, kamen erstmals kleine
Zweifel, standen doch wieder viele Überbrückungskilometer auf dem Plan
und führten aus Zeitgründen auch über die Autobahn. Wir beide können
niemals Freunde werden.
Also raus aus den schönen Pyrenäen und zunächst auf der parallel
laufenden Landstraße in Richtung Biskaya bzw. Atlantik. Als ich ein um
das andere Mal durch Dörfer heruntergebremst wurde und auch durch
diverse Geschwindigkeitsbegrenzungen und die Autobahn in Sichtweite
lag, stand mein Entschluss fest, rauf auf die Bahn.
Das spanische Mautsystem wird mir ein Rätsel bleiben und ich habe auch
keine Lust es zu lösen. Nur so viel, man kommt zu einer Mautstation, wie
angenehm mit Personal und entrichtet seinen Obolus. Soweit so gut. Dann
kommt kilometerlang im Gegensatz zu Frankreich nichts mehr, was die
Fahrt bremsen würde. Dann eine Station, an der man ein Ticket entnimmt
und weiterfährt. Erste Abfahrt für eine Übernachtung in der Hafenstadt
am Atlantik und nichts mit Mautzahlung. Mir soll es Recht sein. Zum
Thema Maut komme ich später noch einmal zurück.
Schönes Hotel in Laredo gefunden und sehr preiswert, im Gegensatz zu
Frankreich geschenkt und was soll ich euch sagen, jedes Bad hat eine
Wanne und ein Bidet. Keine Ahnung ob die Wannen an die Körpergröße des
Durchschnittsspaniers angepasst sind, sie sind auf alle Fälle zu kurz,
taugen aber sehr gut für ein Entspannungsbad, nach einer langen
Motorradfahrt. War jedes Mal ein Genuss. Und dann nach ca. 50 Jahren die
Füße wieder einmal im Atlantik gebadet, war mir ein Bedürfnis, obwohl er
viel zu kalt war.
Nach einem spanischen Frühstück, ist alles andere als üppig, wieder auf
die Bahn und weiter Kurs West. Der Gegenwind hat sich mittlerweile zum
Weststurm entwickelt, waren die Ausläufer vom Tropensturm
"Henry", der mich jetzt tagelang noch begleiten sollte und für einige
Wetterunbilden sorgte. Was mir noch auffiel, die Wolken zogen so tief
übers Land, dass man meinen konnte, ich wäre im Gebirge. Ein Blick auf
die Höhenanzeige zeigte mir aber nur maximal 300 Höhenmeter an, außerdem
war zwischendurch der Atlantik zu sehen.
So fuhr ich Stunde um Stunde auf der Bahn, auf der kaum ein LKW zu sehen
war, traf nur PKW, die sich äußerst diszipliniert an die
Geschwindigkeitsbegrenzung 130/110/90 km/h hielten. Das war irgendwie
sehr entspannt zu fahren, kein Drängler oder sonstiger dämlicher Fahrer,
wie man sie in Deutschland in der Mehrheit antrifft. So konnte ich trotz
Autobahn die Landschaft genießen.
Eigentlich wollte ich einen weiteren Zwischenstopp auf der noch 650 km
langen Strecke bis zum Ziel meines Traumes einlegen, aber ich musste da
jetzt hin und wollte einfach keine Zeit mehr verlieren. Dann kam der
große Regen und der ohnehin sehr lästige Starkwind und ich habe mir an
einem sehr unwirtlichen Ort einfach ein Hotelzimmer genommen. Bekam das
Zimmer 001 mit eigenem Eingang im Erdgeschoß. Bike kam in die Garage,
Getränke, Essen und alles weiter war sehr günstig und gut. Selbst das
Frühstück war für spanische Verhältnisse reichhaltig. Als ich dann das
Badezimmer inspizierte, fehlte leider die gewohnte Badewanne, dafür war
alles behindertengerecht eingerichtet. Erhöhter Toilettensitz und Griffe
überall, mehrfach Toilettenpapier an beiden Seiten, alles sehr bequem. Am nächsten Tag
war das Wetter wieder ok, nur der Wind war geblieben und Heizgriffe sind
für spanische Verhältnisse eher überflüssig, aber bei nur
13 - 16° C
waren sie sehr angenehm. Spanische Temperaturen habe ich mir eigentlich
ganz anders vorgestellt. Je näher ich zum Ziel kam, umso schöner wurde
die Landschaft, bzw. wilder. Die vielen Pilger zeigten mir, dass ich
schon nah am Ziel war. Und dann sah ich den Atlantik, dieses Mal auf der
linken Seite und die kleine Küstenstraße, die sich nach oben zum Ende
der Welt schlängelte. Eine Unterkunft war mir zunächst einmal völlig
wurscht, jetzt da ich das Ziel so nah vor Augen hatte.
die Bucht von Finisterra
Die letzte Biegung und da lag mein Traumziel vor mir. Ich kann jetzt
nicht sagen, dass ich sprachlos war oder überwältigt, ich war einfach
nur glücklich und hatte noch keinen Blick für die Details.
Lighthouse "Cabo Finisterre" oder das Ende der alten Welt
Motorrad
abgestellt und erst einmal ein Foto von der glücklichen Ankunft gemacht,
damit dieser Augenblick niemals verloren geht. Zur Sicherheit auch noch
mit dem Handy. Weiß, dass dies bekloppt ist, aber ich musste so handeln
und den Beweis für die "Ewigkeit" festhalten. Mein Glücksgefühl wurde
immer größer und ich habe alle Eindrücke erst einmal gesammelt, mir die
Gerüche gemerkt, die Farben und das Licht. Hat mir irgendwann mal ein
schlauer Mensch gesagt, weiß aber nicht mehr wer, dass man diese
Eindrücke so speichern soll. Ich hätte die ganze Welt umarmen können und
mir sind die glücklichen und stolzen Gesichter der Pilger aufgefallen, in der
Mehrzahl junge Frauen und ich konnte
nachvollziehen, warum sie beides zeigten. Möchte keine Vergleiche
anstellen, denn bei mir war nicht der Weg das Ziel, sondern
ausschließlich dieser besondere Ort.
glücklich, stolz und ich habe es geschafft
Freude pur
der Leuchtturm von der Atlantikseite
Als ich mein Glücksgefühl einmal kurz zur Seite drängte, wurde mir klar,
ich sollte jetzt eine Bleibe für mich und mein braves Stahlross suchen.
Das war zunächst gar nicht so einfach, habe aber dann eines gefunden,
sogar mit Tiefgarage und Blick zum Hafen. Nicht zu vergessen, mit
spanischer Badewanne.
Das kleine Städtchen
Finisterra lebt vom Fischfang und Tourismus, wobei die Gebäude eher
zweckmäßig als schön sind. Kurz das Zimmer bezogen, wieder auf das
Motorrad gesetzt, sind immerhin 3 km zum Leuchtturm und ich war ja nicht
zum Pilgern unterwegs.
die Mole mit der sehr hohen Kaimauer
der Fischerhafen
und das Fangergebnis
Jetzt hatte ich die richtige Zeit genau hinzusehen und ich habe versucht
mich in die Gedanken der Menschen zu versetzen, die damals von der
Existenz eines weiteren Landes hinter dem Horizont keine Ahnung hatten.
Hatte die gleiche Empfindung, das muss das Ende der Welt sein.
das Ende der Welt und was dort hinten am Horizont wohl ist, wo die
Scheibe ihr Ende hat
die andere Blickrichtung, das muss dann wohl der Anfang der Welt sein
Bin dann einen abenteuerlichen Pfad ganz nach unten gegangen, wohl
wissend, dass ein Ausrutscher nicht das Ende der Welt bedeutet, aber mit
Sicherheit meines. Als es nicht mehr weiter ging, habe ich die Luft
zwischen Zunge und Gaumen eingesogen und das Salz des Atlantiks
geschmeckt. An diesem Punkt saß ich dann über eine Stunde ganz alleine,
kein Pilger, kein Touri, einfach nur ich alleine am Ende der Welt und
hing meinen Gedanken nach. Habe viele neue Erkenntnisse gefunden und
empfand Glück und Demut, eine Mischung aus allen Gefühlsarten. Als mein
Gehirn mit Eindrücken gesättigt war, habe ich mich wieder ans
Photographien gemacht, um möglichst viele Eindrücke für später
festzuhalten. Bin sicher, beim späteren Betrachten der Bilder kann ich
die Gedanken wieder hervorrufen, glaube ich jedenfalls.
der letzte mögliche Schritt
Weil ich Leuchttürme als absolut faszinierende Bauwerke empfinde, bin
ich noch einmal bei Dunkelheit an diesen mystischen Ort gefahren und
habe mich
an die Zeit erinnert, als ich dieses Leuchtfeuer von der Seeseite her
gesehen habe, als ich mit dem Schiff dort vorbei fuhr. Schon damals
reifte der Gedanke, da möchtest du mal hin und den Blick aufs Meer
richten, auch wegen des stark und mystisch klingenden Namens, Cap Finisterre.
das Drehleuchtfeuer, das mit seinen vier Fingern in die Nacht
hinauszeigt
Beim Weg zum Motorrad traf ich noch auf viele Gruppen junger Leute, die
dort in dieser lauen Spätsommernacht zusammen saßen und sehr
international diskutierten. Als ich auch deutsche Laute vernahm, habe
ich mich dazugesetzt und zugehört, warum sich so viele junge Menschen auf
diesen langen Weg zum Cap Finisterre machen.
Meinen wichtigsten Grund habe ich für mich behalten und mache es auch
hier.
Mein Traum hat sich erfüllt, aber wie es nun mal ist im Leben, es gibt
weitere Träume. Zunächst strebte ich den nächsten an, der aber nicht
meiner war, weil ich das Ziel bis dahin gar nicht kannte. Habe dort
einen holländischen Motorradfahrer getroffen, in meinen zwei Tagen am
Cabo waren es insgesamt nur eine Handvoll, was mich doch etwas gewundert
hat. Der Holländer war ein echter Weltenbummler und ist schon in allen
Erdteilen mit dem Motorrad unterwegs gewesen. Aktuell befand er sich auf
dem Weg nach Portugal und wollte Spanien umrunden. Er sagte mir sehr
überzeugend, dass sein schönster Ort, an dem er jemals mit dem Motorrad
war gar nicht so weit entfernt liegt. Das konnte ich mir zunächst einmal
gar nicht vorstellen, weil ich doch schon überall gewesen bin, wo es
wirklich schön ist. Er holte aus seiner Satteltasche ein IPad und zeigte
mir ein paar aufregend schöne Fotos und zwar vom Nationalpark Picos de
Europe. Nie gehört und nie etwas davon gesehen. Er nannte mir zwei Orte,
die ich sofort notierte und später in meine Rückfahrt einplante.
Das Wetter wurde in der Nacht sehr schlecht und am nächsten Tag war es
den ganzen Tag regnerisch. Habe viel in der Hotelhalle gesessen, nur dort
hatte ich Wlan und habe die Rückfahrt über diese schöne Gegend geplant
und die Fotos auf dem großen Display meines Notebooks angesehen und
gesichert, damit ja nichts verloren geht. In den Regenpausen bin ich
durch den Hafen geschlendert und habe den Fischern beim Netze und
Reusen flicken zugesehen, an eine Ausfahrt war bei Windböen von bis zu 100 km/h
nicht zu denken.
Normalerweise geht die Tour mit dem Rückweg irgendwie zu Ende, das sollte
sich aber wegen des erneuten Zieles ganz anders darstellen.
Dieser Wind spielte auf der Rücktour ebenfalls eine Rolle, aber
dieses Mal viel angenehmer als auf der Hintour. Er war nämlich immer noch
sehr kräftig und hat mich teilweise mit 90 km/h unterstützt. Der ohnehin
billige spanische Sprit, 1,15 € / Ltr. wurde fast nicht weniger.
Bei diesen schönen Erlebnissen, die ich bisher ausschließlich hatte,
kann natürlich ein schlechtes nicht ausbleiben. Es passierte beim
Regenzeuganziehen. War schon abfahrbereit, klappte den Seitenständer ein
und beim Blick nach unten fiel mir auf, Mist, du hast den
Klettverschluss
von der Regenhose nicht zugemacht. Anstatt jetzt den Seitenständer wieder
auszuklappen und den Fehler zu beseitigen, bückte ich mich nach unten
und machte den "Klett" zu, schon rutschte ich auf dem glitschigen
Untergrund mit dem Stiefel weg und die Fünfzentnerfuhre lag auf der Seite.
Nun müsst ihr wissen, dass meine linke Schulter nicht ganz in Ordnung ist
und ich mir vom Doc vor der Abfahrt noch ein paar Spritzen verpassen
ließ. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen, also das linke
Lenkerende gegriffen, ein beherzter kräftiger Zug und schon stand sie
wieder auf den Füssen. Die Schulter hat es klaglos mitgemacht und
erstaunlich welche Kräfte man entwickelt, wenn man in so einer besch.... Notlage ist.
Wenn ich schon bei den schlechten Seiten der Tour bin, dann bringe ich
das Mautthema schnell unter. Zunächst das unerklärliche System in
Spanien. Als ich dann nach vielen Landstraßenkilometern einmal für ein
paar Kilometer auf die Autobahn gefahren bin, hätte auch auf der
Landstraße zum Ziel fahren können, musste ich plötzlich das vor Tagen
gezogene Ticket einführen und durfte 28 € zahlen. Auf der Rückfahrt
ähnlich.
Das ist aber alles erträglich, im Gegensatz zum Französischen System. Da
fällt mir nur Merde ein. Manchmal muss man nach wenigen Kilometern
zahlen und höllisch aufpassen, damit man die richtige Spur erwischt.
Wenn man die richtige gewählt hat und du ordnungsgemäß am Automaten
bezahlt hast, dann geht die Schranke manchmal auf, manchmal auch nicht
und einmal ging sie auf, bis ich meine Handschuhe an hatte, war sie
wieder dicht. Notknopf gedrückt, nach wütendem Gehupe hinter mir, ertönte eine
französische Stimme, die aber kein Englisch verstand, jedenfalls meines
nicht. Nach ein paar kräftigen Flüchen ging die Schranke dann auf. Bei
wieder einer anderen Station wurde der Geldschein (20€) immer wieder
ausgespuckt und dann vom Winde verweht. Ich kann nur sagen, wer diesen
Mist erfunden hat, der soll geteert und gefedert werden. An der
Tankstelle war das dann auch ein kurzes Gesprächsthema unter
Motorradfahrern, die ich dort traf. Bei einem war das Ticket etwas
aufgeweicht und beim Reinstecken wurde die erste Hälfte abgetrennt und
eingezogen, die andere hielt er in der Hand. Die Folge war eine
aufgebrachte Menge, denn es musste ein Reisebus und einige PKW
rückwärts geordert werden, denn die Schranke hat sich nicht mehr
geöffnet. Bringt mich dazu, jede Maut ist Scheiße, ob sie nun Pickerl
oder sonst wie heißt. Und sollte sie in Deutschland eingeführt werden,
werde ich wohl Mordgedanken entwickeln, ach nein, ich war am Cap
Finisterre und wollte ......
Das nächste Hotel, in dem ich genächtigt
habe, war in Gangas de Onis. Es hatte wieder die obligatorische Badewanne
und lag direkt an der Straße. Machte mir aber nichts aus, ich habe die
letzten Wochen ausschließlich in ruhigen Lagen und gut geschlafen. Um
23 Uhr schreckte ich aber hoch, weil ein lautes Motorengeräusch zu hören
war. Im ersten Moment dachte ich, da werden die drei Motorräder
aufgeladen, es waren nämlich noch Portugiesische Motorradfahrer im
Hotel, war aber nur die Müllabfuhr. Um 2 Uhr ein ähnliches Spiel, da war
ein rückwärtsfahrender Mülllaster mit Warnsignal und gelben
Blinklichtern in der Straße unterwegs und hat die kleinen Müllkübel sehr
geräuschvoll geleert, ich habe gedacht, die spinnen, die Spanier.
historische Brücke in Ganges de Onis
Zurück zu den schönen Dingen. Nach dem "opulenten" spanischen Frühstück
ging es gleich ins Gebirge und das auf der traumhaft angelegten N 625.
Eine Straße wie aus dem Bilderbuch und ich trau mich es kaum zu
erwähnen, wieder kilometerlang ohne jeden Verkehr. Es ging stetig und
sanft nach oben und alleine der Name Asturien, welch ein klangvoller
Name für diese tolle Gegend. Leider waren die Berggipfel noch in den
Wolken.
die N 625 mit ihren vielen traumhaften Kurven, kenne kaum eine schönere
Straße
Jetzt kam ich an die vom Holländer beschriebene Weggabelung von der die
Traumstraße abzweigte. Leider war ich jetzt komplett in den Wolken
angekommen, was eine sehr feuchte und undurchsichtige Sache wurde. Hätte
mir ein Auto gewünscht, das vor mir herfährt und ich mich an den
Rücklichtern als eine Art künstlicher Horizont orientieren könnte. Dann
wurde die Sicht so schlecht, dass ich tatsächlich anhalten musste und
auf den besagten künstlichen Horizont zu warten, dauerte 20 Minuten und
war nicht wirklich erbaulich. Als es wieder etwas
durchsichtiger wurde, bog er ab. Was mir alles durch die Wolken
entgangen ist, sollte ich am nächsten Morgen als Entschädigung mehrfach
sehen. Aber auch welche Gefahren am Straßenrand lauerten, in Form von
Großtieren, wie freilaufende Pferde, Kühe, Schafe, Bären habe ich keine
gesehen, aber die absolut pervers aggressiven Hütehunde, die dir ständig
versuchten in die Hacken zu beißen. Ein kräftiger Dreh am Gas und der
Seitenkoffer hat ihn "sanft" von der Straße geräumt.
Hinter Posada de Valèdon wurde die Straße plötzlich so schmal und
schlecht, dass ich dachte, ich muss das Sperrschild übersehen haben.
Muss noch erwähnen, dass mittlerweile die Sonne herauskam und eine
deutliche Wetterbesserung eintrat. Die Straße war wirklich ein
Traumsträßchen, allerdings mit kräftigen Steigungen von teilweise 23%. Da sollte
man sich gut überlegen, wo man anhält, denn es gab auch Gegenverkehr,
auch wenn der sehr spärlich war.
Der Holländer hat nicht übertrieben, es war atemberaubend schön. Habe
dann noch einer Gruppe von Adlern oder Geiern beim Flugspiel in der Thermik
zugesehen und bin dann zurück, um mir einen Schlafplatz in dieser
absoluten traumhaften Gebirgslandschaft zu suchen. Hatte da aus dem
Augenwinkel etwas gesehen, was sich als sehr gute Unterkunft erwies,
natürlich ihr wisst es schon wieder mit Badewanne.
im Nationalpark Picos de Europe
kurz vor dem schmalen Talende in Cain de Valèon
Habe kurz mein Motorrad entladen und bin die gleiche Strecke in das
Endtal nach Cain noch einmal gefahren. Jetzt in der Abendsonne, was ein
unglaubliches Lichtspiel an die Wände und Gipfel zauberte. Als ich mich
sattgesehen hatte, dachte ich an die andere Sättigung, meinen letzten
Bissen hatte ich beim spanischen Frühstück gemacht.
in der letzten Abendsonne
"Hurra de Gams" (Insider)
Auf das Abendessen
musste ich leider bis 21 Uhr warten, aber es war ein Phänomen.
Allerdings wusste ich jetzt nicht, ob das Knurren von den spanischen
Hütehunden kam oder von meinem Magen, war das letztere. Der Suppentopf
war so groß und gut gefüllt, damit hätte man eine ganze Familie sättigen
können, anschließend gab es Steak, Salat, Kartoffelspalten und noch
Dessert, auf das ich ganz verzichtet habe, weil ich von den Gängen davor
schon so satt war. Musste ganz gegen meine Gewohnheit den halbvollen
Teller stehen lassen und alles zum einem lächerlichen Preis von 12 €.
Nach meiner zweiten Fahrt nach Cain habe ich schon bemerkt, dass ich etwas zu
euphorisch war und nicht mehr so richtig auf meinen Sprit geachtet habe
und nur noch eine Restmenge von etwa 60 km im Tank war. Bei der Frage an
den Kellner, wie weit denn die nächste Tankstelle entfernt wäre,
übersetzte mir die spanisch sprechende Frau eines sehr netten deutschen
Pärchens vom Nachbartisch die schlechte Botschaft, ca. 35 km bzw. die
zweite in 80 km. Die Restmenge für 60 km ist aber auf die Ebene bezogen,
im Gebirge sieht das aber mit dem Verbrauch ganz anders aus und ich
musste zunächst noch weit nach oben. Es wäre also so eine kleine
Angstpartie geworden. Ich wollte es kaum glauben, weil mir Thomas spontan Benzin aus seinem 20 Ltr.
Reservekanister anbot. Er fuhr ein Erdgasauto und hatte für
Notfälle das Reservebenzin dabei. Die Fahrt am anderen Morgen war
gerettet. Nach einer erholsamen Nacht trafen wir uns zum Frühstück,
setzten unsere guten und interessanten Gespräche fort und anschließend
wurde mein Tank gefüllt. Wetter, Frühstück, Gespräche, Tanken,
Motorradfahrer, was willst du mehr. Aber seht selbst.
vor dem Hotel im ersten Büchsenlicht
on the Road again
ein letzter Blick nach hinten
El Torro mit seinen Mädels, der Hütehund pennte wohl noch
Ich wäre am liebsten wieder umgekehrt, aber die Großwetterlage sagte
mir, du musst jetzt noch den sehr langen Rückweg durch halb Spanien und
diagonal durch Frankreich antreten.
Von dieser Fahrt gibt es nur Belangloses zu berichten. Die Nacht nach
dieser absoluten Traumlandschaft "Picos de Europe" habe ich in einem sehr
guten Hotel in Irun verbracht. Bin noch einmal zum 8 km entfernten
Atlantik gefahren und habe meine Füße noch einmal darin gebadet.
Irun am Antlantik, da drüben liegt schon Frankreich
mein braves Stahlroß, das ohne ein einziges Problem die fast 8.000 km brav
gelaufen ist
hier habe ich das letze Mal meine Füße in den Atlantik gesteckt
hoffentlich gibt es jetzt kein unerklärliches Fischsterben
Bei
bestem Wetter und guter Laune ging es über die Grenze nach Frankreich.
Kaum hatte ich sie überquert, schon sah ich die dicken dunklen Wolken am
nördlichen Horizont. Dann öffnete der Himmel seine Schleusen und das
Ungemach wurde nur von dem Geschiß mit der Französischen Maut
übertroffen. Ach ja, noch etwas, an der ersten Tankstelle wollte die
Säule weder meine Kreditkarte noch meine EC-Karte akzeptieren. Bedienung
Fehlanzeige. Ein netter älterer Herr sah, dass ich Probleme hatte und
bot dann spontan an, dass ich auf seiner Karte tanke und ihm das Geld
gebe. Der Betrag war 22,80 € und ich gab ihm 25€ und wollte kein
Wechselgeld. Er aber bestand darauf und war fast beleidigt, außerdem
entschuldigte er sich, dass er kein Deutsch sprach. Ich war so dankbar
und fast sprachlos für diese Hilfsbereitschaft. Nebenbei bemerkt, es
gibt im Süden Frankreichs nur das 98 Oktan Super, das 95er ist mit E10
gepanscht und kostet um die 1,50 €/Ltr.
In Bordeaux bin ich wie drei andere
Motorradfahrer noch geblitzt worden (von vorne) und mir ging es
irgendwie nicht gut. Dann hatte ich einen Megastau vor mir, aber die
Franzosen bildeten auf dieser dreispurigen Bahn zwar keine
Rettungsgasse, war bei den schmalen Fahrstreifen auch gar nicht möglich,
machten aber spontan so viel Platz, dass ich mit meiner breiten Maschine
gut durchkam. Dabei habe ich mich dann noch kurz verfahren, was meinem
ohnehin schon schlechten Wohlbefinden nicht förderlich war. Habe dann
aber gleich getankt und Salzstangen mit Cola zu mir genommen, was
kurzzeitige Besserung ergab. Es ging dann aber nicht mehr, habe die Bahn
verlassen, um im nächsten Ort
zwar ein Hotel zu finden, das aber leider geschlossen war, es war das
einzige. Also wieder 15 km zurück auf die Bahn und weiter auf eine
Raststätte mit Hotel gehofft, aber nichts dergleichen kam mir unter.
Jetzt habe ich mein Navi bemüht und ein Hotel in der nächsten Stadt
eingegeben, das war ein Luxushotel im noch 60 km entfernten Clemont
Ferrand und dieses angesteuert. Mir war der horrende Preis egal,
Hauptsache nicht mehr fahren müssen und mich lang machen. Das Zimmer war
riesig und hatte einen Wasserkocher mit Kamillentee. Als ich mir den
gebrüht hatte, ging es mir deutlich besser. Habe dann noch eine
Kleinigkeit gegessen und das zu einem sehr stolzen Preis und dann die
Nacht wie ein Stein geschlafen. Am nächsten Morgen habe ich dann
beschlossen, ich fahre auf alle Fälle bis nach Deutschland und erreichte
nach dem einen oder anderen Schauer am späten Nachmittag bei bestem Wetter Freiburg. Am nächsten Morgen habe
ich mich dann doch entschieden schön gemütlich durch den Schwarzwald nach Lörrach zu fahren und
mir die Tour durch Deutschland mit dem Autoreisezug zu verkürzen. Habe
beim Warten wieder viele nette Motorradfahrer, meist Pärchen kennen
gelernt und wie immer interessante Geschichten und Erlebnisse erfahren.
gleich wird meine GS an den Wagon gefesselt, damit sie nicht verloren
geht
Wenn bei euch im Schlussteil meiner Traumreise nur Negatives
übrigbleibt, dann ist das die
falsche Sichtweise, denn das Positive war eindeutig das Dominierende und
der Rest ist allenfalls ein kleiner kaum sichtbarer Tintenklecks ganz
weit unten am Blattrand.
Und welcher von den mittlerweile vier wahr gewordenen Träumen meiner
Reise der schönste war, kann ich gar nicht sagen, emotional war es auf
alle Fälle der Aufenthalt am
Ende der Welt.
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